In Berlin – und (H)alle dabei [11]

Die Kolumne von Petra Sitte zum Zusammenhang von politischer Arbeit im Bundestag und den Entwicklungen im Wahlkreis.

In der 11. Ausgabe geht es um Krankenhäuser und den Fachärztemangel

Am 13. März 2016 finden in Sachsen-Anhalt wieder Landtagswahlen statt. Ab jetzt hängen überall Plakate. Wahlkampfhelfer/-innen und Kandidat/-innen werden warm eingepackt an den Info-Ständen die Fragen der Bürger/-innen beantworten. Es ist ein Winterwahlkampf. Und nicht nur das: Es ist auch Grippezeit.

Die Arztpraxen sind überfüllt, und wenn man einen Termin in einer Facharztpraxis möchte, dann muss man bis zu einem halben Jahr warten. Also gehen die Patient/-innen in die Ambulanzen der Krankenhäuser. Verständlich. Doch ist das nicht nur im Winter so, sondern ein ganzjähriges Problem. Patientinnen und Patienten sind zu Recht unzufrieden über lange Wartezeiten beim Arzt bzw. bei der Terminvergabe für Fachärzt/-innen. Aber die Ambulanzen der Krankenhäuser dienen nicht in erster Linie als Facharztersatz. Krankenhäuser brauchen die Ambulanzen unter anderem zur Ausbildung des medizinischen Nachwuchses, sollen aber keine Konkurrenz und schon gar kein Ersatz zu den Facharztpraxen darstellen, die sich eigentlich um ambulante und normale Fälle kümmern sollten.

Seit dem 25. Januar gibt es eine Service-Stelle zur telefonischen Terminvergabe. Darüber hat schon die Mitteldeutsche Zeitung am 18.01.2016 berichtet. Patient/-innen können darüber in dringenden Fällen einen Facharzttermin innerhalb von vier Wochen erhalten. Allerdings haben die Patient/-innen keinen Einfluss auf eine Wunschzeit und erst recht nicht auf eine Wunschärztin oder einen Wunscharzt. Wenn ich aber ein akutes Problem habe, dann ist es doch verständlich, wenn ich auch zu der Fachärztin bzw. dem Facharzt meines Vertrauens gehen kann, zu der / dem ich auch sonst immer gegangen wäre. Sie bzw. er kennt meine Krankengeschichte am Besten bzw. hier fühle ich mich wohl und gut beraten. Per Terminservicestelle in dringenden Fällen zu einer nächstbesten Facharztpraxis geschickt zu werden, die vielleicht in zumutbarer Entfernung liegt und zufällig einen zeitnahen Termin frei hat, ist vielleicht eine vorübergehende Lösung, aber eher eine Symptombehandlung. Sie wird nicht gegen das eigentliche Problem helfen können.

Das Problem ist der Fachärztemangel. Zu wenige Fachärzt/-innen bedeuten lange Wartezeiten und ein Andrang in den Krankenhäusern. Aber wie bekommen wir mehr Fachärzt/-innen? Eine Sparpolitik an den Universitäts-Kliniken des Landes dürfte jedenfalls keine Option sein. Im Gegenteil, denn wer mehr Fachpersonal möchte, muss in die Ausbildung investieren. DIE LINKE. SachsenAnhalt will sich daher für den Erhalt beider Universitäts-Kliniken einsetzen. Dafür benötigt es ein Krankenhausstrukturgesetz. Wird in beide Universitäts-Kliniken investiert, so profitieren auch alle anderen Kliniken des Landes vom gut ausgebildeten medizinischen Personal und der daraus resultierenden langfristigen medizinischen Versorgung. Es bedarf also zum Beispiel einer besonderen Vergütung für Lehrkrankenhäuser, um sie in ihrem Lehrauftrag zu unterstützen. Wir benötigen au- ßerdem eine effektivere Verteilung zwischen grund- und spezialmedizinischen Angeboten zwischen den Einrichtungen und Regionen. Die Krankenhäuser brauchen Planungssicherheit. Das geht nur über eine dauerhafte und bedarfsdeckende Investition.

Darüber hinaus müssen Anreize geschaffen werden, damit sich ausgebildete Fachärzt/-innen in Sachsen-Anhalt und speziell auch im ländlichen Raum niederlassen. Es braucht Landambulatorien, damit es nicht jedes Mal einer Fahrt in die nächste Stadt bedarf, wenn ein medizinisches Problem auftritt. Spezielle Stipendienprogramme, auch in Verbindung mit einem gezielten Praktikumsprogramm, könnten angehende Ärzt/-innen an beispielsweise ihre Lehrkrankenhäuser binden oder auch eine Landarztverpflichtung enthalten. Bereits praktizierende Ärzt/-innen können durch ein modernisiertes Gemeindeschwesternkonzept und durch die Einführung neuer medizinisch-akademischer Ausbildungsberufe entlastet werden.

Fazit: Eine gute medizinische Versorgung ohne lange Wartezeiten geht nur durch Investitionen in Ausbildung und Personal.