In Berlin und (H)alle dabei – Mit dem Fahrrad unterwegs

petra-sitte

Mit dem Fahrrad in Halle unterwegs zu sein, ist nicht immer einfach. Wer Fahrradwegen folgt, stellt schnell fest, dass hier etwas nicht stimmt. Sie enden plötzlich, werden als Parkstreifen verwendet, sind gefährlich oder löchrig wie Schweizer Käse. Wobei diese Sachlage sicherlich nicht nur auf Halle zutrifft.

Es ist aber auch Positives in Halle passiert: Durch das Stadtbahn-Programm zum Beispiel, bei dem die Gleiskörper- und strecken der Straßenbahn erneuert werden, werden auch Fahrradwege und -schutzstreifen berücksichtigt, neu gebaut oder saniert. So verschwinden nach und nach gefährliche Stellen für RadfahrerInnen. Andere sind noch da: Merseburger Straße und Bernburger Straße. RadfahrerInnen müssen dann auf Fußwege ausweichen, weil ihnen das Fahren auf der Straße oder sogar im Gleisbereich zu gefährlich ist. Verständlich.

In Halle wird schon lange über mögliche Radverkehrsideen nachgedacht. Eine davon kommt von der Fraktion DIE LINKE im Stadtrat Halle (Saale). In der Stadtratssitzung im September hat sie einen Antrag zu Fahrradschnellwegen in Halle gestellt. Fahrradschnellwege sind separate, zweistreifige Radwege mit 2 m Spurbreite, auf denen bis zu 20 km/h möglich sind. Sie dienen der Verkehrsentlastung und wirken nachhaltig. Halle bietet beste Voraussetzungen dafür; nicht nur weil die Studierenden der Universität ZweiradliebhaberInnen sind. Auch Halles kompakte Bauweise würde hier zu Gute kommen. So schlägt die Stadtratsfraktion sehr konkrete Wegemöglichkeiten vor. Zum Beispiel von der südlichen Innenstadt zum Weinberg Campus oder von der Franz-Schubert-Straße über die Saalebrücke und Saline-Insel nach Halle-Neustadt. Diverse nutzbare Förderprogramme für nachhaltige Mobilität von Land und Bund gäbe es schon.

Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr hat beispielsweise eine Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung nachhaltiger Mobilität herausgebracht (Ministerialblatt für das Land Sachsen-Anhalt 2016 (NR. 29, S. 496-500) vom 15.08.2016). Darin heißt es, dass „der Neubau von Radwegen und Radverkehrsanlagen in kommunaler Baulast“ gefördert wird. Die Radwege müssen dafür entweder Straßen begleitend oder selbstständig, also ein Bestandteil einer öffentlichen Straße oder separat sein. Wenn dann auch noch die CO2-Einsparungen nachweislich einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, dürfte einer Förderung kaum etwas im Wege stehen. Also ran ans Werk, oder?

Nein, so einfach ist das nicht. Ach wie groß war doch im Sommer der Aufschrei aus der CDU-Stadtratsfraktion Halle (Saale): Denkt denn hier keiner an die AutofahrerInnen? Ein ‚Runder Tisch‘ für den motorisierten Individualverkehr muss her. Die CDU witterte eine Diskriminierung und bewies wieder einmal ihre Nähe zur AutofahrerInnenlobby. Es müsse auch an ihre Gefühle und Bedürfnisse gedacht werden. Nach meinem Empfinden wird das ja auch ausreichend getan. Die Innenstadt von Halle ist mit dem Auto nur schwer befahrbar. Das ist nur logisch, da man zu Gründungszeiten der Altstadt Autos noch gar nicht gekannt hat. Es gibt daher unweigerlich Nadelöhre und ewig verstopfte Knotenpunkte. Hier wurde aber auch schon viel über Umbaumaßnahmen verändert. Francke-, Riebeck- und Rannischer Platz wurden neu gestaltet, der Bau der Haupterschließungsstraße (HES) soll zukünftig die Merseburger Straße entlasten und derzeit wird die Hochstraße, die den Zugang zu Halle-Neustadt ermöglicht, saniert. Es entwickelt sich also – das Verkehrswesen in Halle! Ein runder Tisch für den motorisierten Individualverkehr ist nicht nötig. Die linke Stadträtin Anja Krimmling-Schoeffler hat es auf den Punkt gebracht.

„Mobilität ist mehr als Verkehr. In Zukunft müssen die individuellen Ansprüche der Fortbewegung bedacht und nachhaltige Alternativen dafür bereitgestellt werden.“ (Anja Krimmling-Schoeffler, Fraktion DIE LINKE im Stadtrat Halle (Saale), Presseerklärung).

Diesen Prozess dürfen und sollen alle mitgestalten können – auch die CDU-StadträtInnen. Dann kommt kein/e VerkehrsteilnehmerIn zu kurz!

Danke an Radio Corax für die Bereitstellung des Aufnahmestudios.