15 Jahre Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt

Seit März 2001 gibt es schon die Koordinierungsstelle für Frauen- und Geschlechterforschung in Sachsen-Anhalt. Zu ihren Aufgaben zählt unter anderem, eine Übersicht zu Forschungsprojekten der Hoch- und Fachhochschulen zu schaffen, die sich mit Frauen und Genderforschung auseinan­dersetzen. Dies dient dann auch einer möglichen Vernetzung einzelner Kooperationspartnerinnen und -partner in der Forschung. Außerdem berät und finanziert die Koordinierungsstelle Forschungs­projekte wie Promotionen und Habilitationen und verleiht regelmäßig einen Förderpreis.

Und weil das schon seit 15 Jahren so betrieben wird, wurde es am 30. November 2016 auch mal Zeit zu feiern. Michaela Frohberg, Leiterin der Koordinierungsstelle, lud dazu nach Magdeburg in die Fes­tung Mark ein. Das Team von Petra Sitte war vor Ort und wird hier seine Eindrücke Revue pas­sieren lassen.

Gegen 14:00 Uhr kamen die Gäste: VertreterInnen aus Politik, Hochschule und Frauenverbänden. Wir sahen die linke Landtagsabgeordnete Eva von Angern, eine Vertreterin des Frauenpolitischen Runden Tischs aus Halle, die Gleichstellungsbeauftragte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Dr.in Hirschinger und ihre Stellvertreterin Verena Stange u.v.m. Die deutliche Mehrheit der Gäste war natürlich weiblich. Einer der wenigen anwesenden Männer war Dr. Michael Lehmann aus dem Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt. Er hielt auch das Grußwort.

In einem kurzen Rückblick gab Michaela Frohberg einen Eindruck von der Geschichte der Landes­koordinierungsstelle. Die Professorin für Geschichte der Neuzeit mit dem Schwerpunkt Geschlech­terforschung der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof.in Dr. Eva Labouvie, berichtete von der institutionalisierten Geschlechterforschung der Uni Magdeburg. Und Dr.in Ingrid Adam, ehemalige Sprecherin der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten, erläuterte die Zusam­menarbeit zwischen der Koordinierungsstelle und der Landeskonferenz in den letzten 15 Jahren. Zwischendurch kamen verschiedene langjährige Partnerinstitutionen, wie beispielsweise der Lan­desfrauenrat, über ihre Vertreterinnen im Publikum mit Glückwünschen und kurzen Rückblicken zu Wort. Vor der Pause wurde dann feierlich der neue Name der Koordinierungsstelle verkündet: „Koordinierungsstelle für Genderforschung und Chancengleichheit in Sachsen-Anhalt“.

An Schautafeln wurden aktuelle Forschungsprojekte von Promovierenden vorgestellt. Das Mentoring- und Coaching-Programm MeCoSa 4.0 für Nachwuchswissenschaftlerinnen der so­genannten MINT-Fächer – also der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – prä­sentierte sich mit umfangreichem Informationsmaterial. Ansonsten blieb bei Kaffee und Kuchen viel Zeit zum gegenseitigen Kennenlernen und Vernetzen. Leider fiel aber genau das den Teilneh­menden etwas schwer, denn die anwesenden Nachwuchswissenschaftlerinnen fanden nicht zu den erfahrenen und potenziellen Förderinnen und umgekehrt. Frau blieb unter sich und so bildeten sich Grüppchen. Das fanden wir schade…

Nach der Pause wurde die Stimmung deutlich aufgelockert. Mit Katja Hofmann, Marsha Richarz und Leonie Warnke standen drei preisgekrönte Poetry-Slammerinnen auf der Bühne und sorgten mit ihren feministischen und grundehrlichen Texten für jede Menge Stimmung im Saal. Damit waren nun alle in der richtigen Verfassung für den letzten Höhepunkt des Abends.

Anne-Marie Keding, Ministerin für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt, verlieh den Förderpreis für Forschungsvorhaben mit Beachtung des Genderaspekts an drei junge Nach­wuchswissenschaftlerinnen. Den ersten Preis erhielt Romy Klimke von der Martin-Luther-U­niversität. Sie untersucht die schädlichen traditionellen und kulturellen Praktiken im internationalen und regionalen Menschenrechtsschutz, anhand von Beispielen wie der Zwangsehen oder der Geni­talverstümmelung. Julia Berretz von der Uni Magdeburg erforscht den Umgang mit Sterben, Tod und Trauer im anhaltinischen Adel von 1600-1800. Und Silke Kassebaum erhielt den Sonderpreis für ihre Forschung, in der sie die Nachwirkungen von Massenvergewaltigungen zum Kriegsende 1945 anhand von Erfahrungsberichten untersucht. Somit endete nun auch der formelle Teil und nun ging es über in einen gemütlichen Ausklang des Abends am Stehbuffet.

Danke an Radio Corax für die Bereitstellung des Aufnahmestudios.