Podcast – Es war das Werk von Vielen

Hallo und herzlich willkommen zum Podcast In Berlin und Halle dabei. Heute dreht sich alles um die Zahl 95. Eine Zahl, die ganz schön unterschätzt wird und die doch viel Zuspruch gefunden hat. 95 Delegierte nagelten nämlich ihre Thesen an die Wittenberger Kirchentür. Ach nee, so ist das nicht ganz richtig. Von vorn.

Mit 95 Thesen gründete Luther eine neue Kirche. Das war ursprünglich nicht ganz seine Absicht. Eigentlich hatte er ein paar ungeklärte Gewissensfragen, was den Ablasshandel und andere Regeln der katholischen Kirche angingen und hoffte, der Papst und Kardinal Albrecht würden ihn schon verstehen. Irrtum. Luther löste mit seinen Verbesserungsvorschlägen eine Welle des Protests aus und die evangelische Kirche entstand. Das ist jetzt 500 Jahre her. Der kleine Mönch aus Mitteldeutschland ist noch heute weltberühmt und deshalb feiert Deutschland dieses Jahr die Lutherdekade.

Luther und die anderen Reformatoren, wie Müntzer, Calvin oder Melanchthon waren mit ihren Forderungen und Vorstellungen einer neuen Kirche wirklich mutig, keine Frage. Aber stellt euch mal vor, sie hätten sich nebenher noch um Haushalt und Kinder kümmern müssen. Da wäre wohl kaum Zeit für die eine oder andere Bibelübersetzung gewesen. Gut, dass sie ihre Frauen hatten. Denn diese Frauen stärkten den Reformatoren den Rücken, diskutierten mit ihnen über ihre Thesen und hielten in den dunkelsten Stunden zu ihnen.

Katharina von Bora, Luthers Frau, floh aus einem Kloster, ließ sich nicht alles von ihrem Gatten gefallen und debattierte bei seinen Tischgesprächen fleißig mit. Ottilie Müntzer stand ihrem Mann treu zur Seite und endete nach seiner Hinrichtung mittellos. Und Katharina Melanchthon war nicht weniger wohltätig als ihr geliebter Ehemann Philipp. In Halle lebte Felicitas von Selmenitz, die nach der Ermordung ihres Mannes mit ihren Kindern ganz allein dastand und dank der Unterstützung Luthers und Müntzers die reformatorischen Schriften studieren und kommentieren konnte. Ihre mit Anmerkungen, Notizen und Seitenverzierungen versehen Schriften Luthers und Müntzers finden sich noch heute in der Marienbibliothek in Halle.

Die Frauen der Reformation unterstützten nicht nur ihre Männer, sie schrieben auch selbst Geschichte oder beeinflussten sie doch wesentlich, wobei sie nicht selten ihr Leben riskierten. Wer beispielsweise denkt bei Heinrich VIII. König von England nicht gleich an Anne Boleyn und ihre Tochter Elisabeth I. Wegen Anne ließ sich Heinrich von seiner ersten Frau scheiden. Na gut, so schnell ging das nicht. Die Kurzfassung: Der Papst war dagegen. Heinrich sagte sich daraufhin von der katholischen Kirche los und gründete seine eigene, die durch Annes protestantischen Einfluss Gestalt annahm. Anne wurde Heinrichs zweite Ehefrau und die erste, die ihren gekrönten Kopf verlor. Nach ihr blieb es, je nach Ehefrau, turbulent in der englischen Kirche. Bis dann Elisabeth I. kam und die Schreckensherrschaft ihrer Halbschwester, Mary Tudor – oder auch Bloody Mary genannt – beendete und die protestantische Kirche dauerhaft Einzug hielt.

Die Geschichte der Reformation ist also eine Geschichte vieler vergessener Frauen, die ebenfalls bedeutende Beiträge zur Entstehung einer neuen Kirche und damit auch zu einer neuen Gesellschaft beizutragen hatten. Wir sollten sie also nicht vergessen, wenn wir dieses Jahr Luther für seine Reformation feiern. Danke an euch, liebe Frauen. Und danke sagt auch dieser Herr:

Ich habe natürlich auch mein Bestes gegeben, aber das war das Werk von Vielen. Und das zeigt, dass wir ein Signal aussenden können, dass DIE LINKE stärker wird, auch, dass Rot-Rot-Grün eine Alternative ist zu dieser Politik der Großen Koalition, die natürlich noch eine große Mehrheit auch in der Bundesversammlung sicherlich gefunden hat. Aber es ist ein Zeichen dafür, dass ein Richtungswechsel möglich ist.“ (Christoph Butterwegge, 12.02.2017).

94 Delegierte und ein Kandidat machen 95 Menschen, die eine echte Alternative zum bereits vor der eigentlichen Wahl gekrönten Bundespräsidenten aufzeigen. Mit Christoph Butterwegge hat DIE LINKE nämlich einen eigenen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl ins Rennen geschickt, den man ernst nehmen sollte. Butterwegge ist Armutsforscher und Professor an der Uni Köln. „Man muss die Armut bekämpfen, in dem man den Reichtum antastet.“ ist sein Kernsatz. Das geht zum Beispiel über eine gemeinsame Bürgerversicherung, in die alle einzahlen. Arme Menschen würden damit entlastet, während reiche von ihrem Vermögen abgeben müssten. Christoph Butterwegge wäre ein Bundespräsident gewesen, der auf die soziale Ungerechtigkeit im Land aufmerksam gemacht hätte – viel mehr, als ein sozialdemokratischer Bundespräsident, dessen Partei für die Agenda 2010 verantwortlich ist. Das sahen am 12. Februar nicht nur die 94 Wahlfrauen und -männer der LINKEN so, sondern auch 34 Delegierte anderer Parteien. Mit insgesamt 128 Stimmen für Butterwegge reichte es zwar nicht zum Bundespräsidenten, aber für ein positives Signal für einen möglichen Richtungswechsel.

In seiner Antrittsrede versprach der neue Bundespräsident jenen, die ihn nicht unterstützt haben, ihr Vertrauen dadurch gewinnen zu wollen, dass er für „Respekt vor dem Vielklang der Stimmen in unserer Demokratie“ arbeiten wird. Lasst uns hoffen, dass der frischgebackene Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seiner Antrittsrede entsprechend handeln und sich für soziale Gerechtigkeit und Demokratie einsetzen wird. Wir wünschen ihm dafür viel Glück.

So, und wir schauen jetzt mal, was euch in den nächsten Wochen noch alles mit Petra erwartet. Der März steht nämlich ganz im Zeichen der Frauen. Eigentlich müssen wir nicht daran erinnern, aber wir tun es trotzdem. Am 8. März ist Frauentag! Die LINKE. Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt feiert schon am Vorabend. Der Stadtverband DIE LINKE. Halle verteilt am 8. März wieder Blumen auf dem Marktplatz in Halle und auf dem Wochenmarkt in Halle-Neustadt. Die Gewerkschaften werden an diesem Tag eine Demo durch die Innenstadt organisieren und der Frauenpolitische Runde Tisch veranstaltet in der Moritzburg einen Mascha-Kaléko-Abend.

Am 13. März könnt ihr Petra wieder bei einer Einwohnersprechstunde in Halle begegnen. Es geht wie üblich um 16:00 Uhr los. Dieses Mal findet die Sprechstunde im Wahlkreisbüro von Hendrik Lange in Halle-Neustadt statt. Und am 16. Februar findet im Kulturtreff in Halle-Neustadt eine Regionalkonferenz zur Bundestagswahl statt, bei der auch Petra anwesend sein wird.

Einzelheiten zu den Terminen findet ihr auf Petras Homepage unter www.petra-sitte.de oder auf ihrer Facebookseite. Ihr könnt aber auch im Wahlkreisbüro in der Leitergasse 4 in Halle nachfragen oder eine E-Mail schicken an: petra.sitte.wk@bundestag.de. Das gilt natürlich auch für Petras Büro in Berlin. Das erreicht ihr unter: petra.sitte@bundestag.de.

Bis zum nächsten Mal!

Vielen Dank an den Radio Corax e.V. für die Bereitstellung des Tonstudios.