Moratorium für Präimplantationsdiagnostik ist problematisch

Zum aktuellen Vorhaben, ein Moratorium und damit ein zeitweiliges Verbot der PID einzuführen, erklärt Dr. Petra Sitte, forschungspolitische Sprecherin der LINKEN im Bundestag:

Ein Moratorium für die PID, wie es derzeit für zwei Jahre gefordert wird, lehne ich ab. Wir brauchen ausreichend Zeit für die Debatte um eine Neuregelung der PID, aber wir müssen sie jetzt führen, um so bald wie möglich angemessene Lösungen für Probleme der Reproduktionsmedizin zu finden. Das heutige Expertengespräch im Forschungsausschuss zu diesem Thema machte beispielsweise sehr deutlich, dass die Beratungsmöglichkeiten für Paare mit Kinderwunsch in Deutschland völlig unzureichend sind.

Ein Moratorium ist in mehrerer Hinsicht problematisch. Es kommt einem PID-Verbot gleich und lässt damit Paare mit schlechter Fruchtbarkeitsprognose mit der Belastung allein, im Zweifel viele Zyklen künstlicher Befruchtungen und die Risiken von Schwangerschaftsabbrüchen auf sich zu nehmen.

Es gibt aber auch Bedenken, dass ein PID-Verbot Grundrechte einschränkt wie das Recht auf Fortpflanzung, und dass es unfruchtbare Paare unzulässig diskriminiert, da es Wertungswidersprüche zwischen zugelassenen und strafbewehrten Eingriffen in den Reproduktionszyklus gibt. Anhaltspunkte dafür gibt das Urteil zur Eizellspende des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte vom 1. April 2010. Die verfassungsrechtlichen Zweifel müssen an erster Stelle geprüft und ausgeräumt werden. Denn schließlich sind neben der PID andere gendiagnostische Verfahren wie die Polkörperdiagnostik und im Rahmen der Pränataldiagnostik sehr wohl zugelassen. Dabei wird in dieser schwierigen Diskussion oft übergangen, dass die PID für vergleichsweise wenige Paare zur Diskussion steht, die bereits sehr vieles ohne Erfolg versucht haben.