Kita-ErzieherInnen verdienen mehr!

 1. Die Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern ist eine hoch anspruchsvolle Arbeit auf hohem Qualifikationsniveau.

Die Bildung und Erziehung von Kindern ist eine höchst verantwortungsvolle Arbeit. Sie wird von einem neuen Verständnis von Bildung im frühen Kindesalter geprägt, das sich in den westlichen Bundesländern in den letzten zwanzig Jahren entwickelt hat, in den östlichen aber schon seit mindestens dreißig Jahren zum Selbstverständnis der Arbeit im Kindergarten gehört.

Dieses (neue) Verständnis von Bildung geht davon aus, dass die institutionelle Bildung und Betreuung in der frühen Kindheit nicht als Ersatz von familiärer Zuwendung begriffen wird, als Betreuung wegen der Berufstätigkeit der Eltern oder gar geringer Erziehungskompetenz von Eltern, sondern als eigenständiger Bildungsbereich für alle Kinder. Darum gibt es auch einen Rechtsanspruch auf Bildung und Betreuung für Kinder und nicht einen Rechtsanspruch für Eltern  auf die Betreuung ihrer Kinder.

Dieser Rechtsanspruch gilt übrigens aus gutem Grund unabhängig von der Erwerbstätigkeit der Eltern.

Die dem Alter der Kinder angemessene Bildung und Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit steht im Mittelpunkt der Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher und bestimmt deren Niveau und den Anspruch an die Professionalität ihrer Arbeit.

Die Bildung im frühen Kindesalter ist eine eigenständige, besondere Bildungsphase im Lebenslauf. Eine Verschulung der frühkindlichen Bildung im Sinne einer Vorschule und eine engstirnige Ausrichtung auf die Anforderungen der Grundschule lehnen wir ab.

Zur Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher  zählt nicht nur die Umsetzung der in allen Ländern existierenden Bildungspläne elementar, die vor- und nachbereitet werden muss, sowie die sprachliche Entwicklung der Kinder und die inklusive Arbeit, sondern auch die Zusammenarbeit mit den Eltern und natürlich die ständige fachliche Weiterbildung. Hinzu kommen alle Aufgaben, die so kleine Persönlichkeiten, die von ihnen betreut werden, auch außerhalb der Familie für ihr Wohlbefinden brauchen.

Dieser Aufgabe stellen sich hochqualifizierte Fachkräfte. Pädagogische Fachkräfte, die mit der Leitung einer Gruppe betraut werden, sind Absolvent*innen von dreijährigen Fachschulen i.d.R. nach einer beruflichen Erstausbildung oder haben gleichwertige Abschlüsse. Sie sind im DQR (Deutschen Qualifikationsrahmen) auf der Stufe 6 eingruppiert wie Meister oder Bachelor. Sie müssen darum auch vergleichbar bezahlt werden. Bundesweit haben 70% der in Kindertageseinrichtungen Beschäftigten einen Fachschulabschluss, 5% einen Hochschulabschluss. In den östlichen Bundesländern haben sogar 87% einen Fachschulabschluss und 6% einen Hochschulabschluss.

Wenn man die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte als Bildungsarbeit versteht, muss man perspektivisch auch die Ausbildung auf dieses Niveau umstellen. Dennoch wird ihre Tätigkeit zu oft noch als Betreuung von Kindern wegen der Abwesenheit von Eltern, also als Sorgearbeit verstanden. Sie sind aber eher der Arbeit von Grundschullehrer*innen gleichzustellen, woraus sich auch unsere Forderung nach einer generellen Akademisierung der Ausbildung in der Zukunft ableitet.

2. Die Arbeit in Kindertageseinrichtungen ist eine physisch und psychisch anspruchsvolle Arbeit.

Das gilt für alle Erzieherinnen und Erzieher, aber auch für alle anderen Beschäftigten, wie zum Beispiel Kinderpfleger*innen und Sozialassisten*innen. Fachkräfte in der Betreuung und Pflege von Kindern in Kindereinrichtungen sind ausgebildete Kinderpfleger*innen oder Sozialassistent*innen mit einer zweijährigen Berufsausbildung an Berufsfachschulen. Sie sind vorrangig mit Aufgaben der Betreuung und Pflege, nicht mit der Bildungsarbeit befasst. Aber auch ihre Arbeit ist seit Jahren unterfinanziert.

Die Betreuung von Kindern ist für alle Beschäftigten physisch und psychisch hoch anstrengend (siehe Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE, Drs. 18/4411). Sie ist eine komplexe Tätigkeit mit Verantwortung für Leib und Leben der Heranwachsenden, ihr persönliches Wohlergehen. Fehler, die hier gemacht würden, könnten bei den Kindern bleibende Schäden verursachen, wären nicht oder nur schwer zu korrigieren.

Fachkräfte in Kitas sind Partnerinnen und Partner der Eltern. Ihre Arbeit muss gesellschaftlich deutlich mehr Wertschätzung entgegengebracht werden, als es vielerorts bis jetzt der Fall ist. Das gebietet der Stellenwert dieser Arbeit für die gesamte Gesellschaft, zuerst aber für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und für ihre Eltern, die ihre Kinder nicht nur gut aufgehoben wissen wollen. Dazu gehört auch eine der gesellschaftlichen Bedeutung entsprechende tarifliche Eingruppierung und Bezahlung und eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Interesse guter Arbeit und guter Kita-Qualität.

Damit das für alle Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen durchgesetzt werden kann, muss der öffentliche Dienst voran gehen. Der Bund muss sich an der Finanzierung dieser Aufgabe deutlich mehr beteiligen.

Rosemarie Hein, Bildungspolitische Sprecherin Fraktion DIE LINKE im Bundestag