In Berlin und (H)alle dabei [16]

Es ist Sommer und im Bundestag herrscht Sommerpause. Urlaubszeit. Sommerloch. Freizeit und Sport! Sport wird diesen Sommer großgeschrieben. Das eigene Fahrrad leistet ja das ganze Jahr über gute Dienste. Im Sommer zu radeln macht aber auch weitaus mehr Spaß als im Winter. Ein untrügliches Zeichen für die Fahrradsaison: volle Fahrradständer in den Innenstädten und Familien auf Radtouren im Umland. Schön, oder? Egal welche Bewegungsart. Hauptsache raus! Und wer sich nicht nur aktiv selbst bewegen möchte, der wird diesen Sommer auch auf seine Kosten kommen. Die Tour de France und die Fußballeuropameisterschaft fanden aktuell in Frankreich statt. Im August sind die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Natürlich wurde auch die Fußball-EM verfolgt. Es war ja auch spannend zu beobachten, wie eine Neulings-Mannschaft alle verblüfft hat. Island trat zum ersten Mal bei der Fußball-EM an und spielte sich gekonnt von Runde zu Runde. Schade, dass sie dann doch gehen mussten.

Fußball hatte in den letzten Jahren mit seinem Image zu kämpfen. Spendenskandale und gekaufte WM-Teilnahmen sind da als Beispiele zu nennen und in schmerzlicher Erinnerung. Und ja, natür­lich lässt es sich auch kritisch sehen, dass unter den Fußballfans auch Menschen sind, die ihren Na­tionalismus und ihren Hass gegen andere Nationalitäten ausleben. Aber letztendlich geht es beim Fußball im Speziellen und beim Sport im Allgemeinen doch um eines: Toleranz, Respekt, Fairness und Gemeinschaftssinn.

Sport ist nicht nur Medizin für Menschen, die sich aufgrund einer Erkrankung oder nach einer Ope­ration wieder erholen und zu Kräften kommen sollen. Sport dient auch der Integration. Zahlreiche Sport-Vereine setzen sich für Flüchtlinge ein. Zum Beispiel veranstaltete der Rote Stern Halle ge­meinsam mit der Hochschulgruppe von Amnesty International am 9. Juli ein Sportfest für Jeder­mensch auf der Ziegelwiese in Halle (Saale). Überhaupt ist der größte Teil aller ehrenamtlich enga­gierten Menschen in Sportvereinen aktiv. Sie betreuen und trainieren dort Teams und Einzelkämpfe­rInnen, organisieren Turniere oder Sportfeste und sorgen schlichtweg dafür, dass alles in Ordnung bleibt.

„Die Förderung von Breitensport, neue und top in Schuss gehaltene Sportflächen überall im Land und die Stärkung der Sportvereine bei ihrer Arbeit, Jugendlichen jeglicher Herkunft, Perspektiven zu ermöglichen – all das gehört auch zu einem umfassenden Integrationsplan.“ (Petra Sitte, LINKE EM-Brille, 30. Juni 2016, http://linksfraktion.de/nachrichten/linke-em-brille/)

Nicht nur in den ländlichen Gebieten, auch in den Städten liegen Sportflächen brach und können nicht mehr genutzt werden. Hier braucht es nicht nur ehrenamtlichen Einsatz, sondern auch die Un­terstützung der Kommunen. Alle sollen am Sport teilhaben können; egal welche finanziellen, kultu­rellen oder sozialen Hintergründe sie mitbringen. Wenn aber in einem Ort der Sportplatz zugewach­sen und die Sportgeräte kaputt sind, wird das schwierig. Erst in den nächsten Ort oder in die nächste Stadt zu fahren, ist nun einmal nicht für jeden Menschen möglich. Auch Schulkinder brauchen Turnhallen und Sportplätze, um einen vernünftigen Sportunterricht erleben zu dürfen. Unebene Fußböden in den Hallen oder fehlende Basketballkörbe erschweren den Unterricht.

Ja, in den Kommunen ist das Geld immer knapp. Das ist schade und sollte geändert werden. Nur wie kann der Sport mehr Beachtung in den Kommunen finden? In Halle (Saale) wurde in der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause ein Sportprogramm verabschiedet. Ein erster Schritt, denn Halle ist eine Stadt mit langer Sporttradition und zahlreichen Vereinen. Von Fußball bis Drachen­boot ist da wirklich einiges dabei. Es gibt ein Sportgymnasium und einige berühmte SportlerInnen kommen aus Halle und trainieren noch heute hier; so zum Beispiel der Schwimmer und Deutsche Meister über 400 m Freistil (2009) Paul Biedermann. Übrigens sind die Halloren, also die Mitglie­der der Bruderschaft der Salzwirker im Thale zu Halle, in ihrer Geschichte für ihre Schwimmkünste bekannt gewesen und haben im 18. Jahrhundert in Halle Schwimmunterricht gegeben.

Der Sportausschuss der Stadt Halle (Saale) hat sich über einen langen Zeitraum intensiv mit der Förderung des Sports der Stadt auseinandergesetzt. Im Sportprogramm wird nun unter anderem ge­fordert, dass die Stadt den Sport in ihre Marketingkonzepte integrieren und stärker hervorheben soll. Ausgewählte Sportarten sollen zusätzlich über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht wer­den. Eine bessere Sportstätten-Infrastruktur soll her, damit die Bevölkerung zukünftig eine wohnort­nahe Versorgung mit Breitensportstätten vorfinden kann. Das setzt natürlich eine Sanierung sämtli­cher Sportstätten voraus.

Wie wichtig den HallenserInnen ihre Sportstätten sind, zeigt sich auch am Streit um das historische Stadtbad. Das Jugendstil-Hallenbad wurde zwischen 1913 und 1915 erbaut. 1957 erlebte es seine erste Umbauphase. Die Bevölkerung zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte in Halle kaum private Bademöglichkeiten. Also badeten sie im Sommer in der Saale. Das Stadtbad bot mit seinen Schwimmbecken und Baderäumen vor allem im Winter eine günstige Möglichkeit für die regelmä­ßige Körperhygiene. Heute lernen dort Kinder schwimmen, es gibt Saunen und Sportkurse. Das Bad liegt direkt in der Innenstadt und wird daher besonders von älteren Menschen gern genutzt. Mehr­mals war von einer Schließung des historischen Volksbades die Rede. Um das zu verhindern, gründete sich der Förderverein Zukunft Stadtbad Halle (Saale) e.V.. Durch sein Engagement konnte nach zweijähriger Schließung die historische Frauenhalle (ein Rundbecken) wieder eröffnet werden. Der Verein setzt sich darüber hinaus für die Erhaltung und Sanierung des Bades ein. Am 20. Februar 2016 feierte das Stadtbad seinen 100. Geburtstag.

Die HallenserInnen lassen nicht mit sich spaßen, wenn es um ihren Sport geht. Doch bei aller Ernst­haftigkeit (Stichworte: Stadtbad, Eissporthalle), können sie ihn nach wie vor genießen. Vor allem jetzt im Sommer. Und darauf kommt es doch zunächst an.