In meine monatlichen Sprechstunden kommen die unterschiedlichsten Menschen. Manchmal sind auch Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen oder Projekten dabei, erzählen mir von ihrer Arbeit oder bitten um Unterstützung.
Einmal war ein Vertreter vom Zentrum für Zirkus und bewegtes Lernen im Linken Laden in Halle. Dieser Verein bietet mit seinem Zirkus Klatschmohn ein breites Spektrum zirkuspädagogischer Angebote für Kinder, Erwachsene und Schulklassen an. Die Hallenserinnen und Hallenser kennen das große, bunte Zirkuszelt zwischen dem Wasserturm und dem Steintor. Dort können Kindergeburtstage gefeiert und Zirkusfeste abgehalten werden. Kinder und Jugendliche lernen akrobatische Kunststücke und es gibt wunderbare Aus- und Weiterbildungsangebote. Das es so ein Angebot in Halle gibt, finde ich äußerst bereichernd.
Generell hält Halle einige schöne Besonderheiten für Kinder- und Jugendliche bereit. Das Thalia Theater Halle veranstaltet jährlich den Thalia-Fasching und alle zwei Jahre die Kinderstadt Halle an Salle auf der Peißnitz-Insel. Hier entsteht auf dem Platz vor dem alten Planetarium eine richtige kleine Stadt mit einem Einwohnermeldeamt, einem Rathaus, einem Radio, einem Zoo und vielen anderen Gebäuden. Alles wird von Kindern gemacht. Sogar die Stadtplanung ist in Kinderhand. Die einzigen Erwachsenen sind die ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer. Eltern haben nur mit einem Visum Zutritt und werden ansonsten im Elterngarten vor dem Stadttor abgegeben. Die Kinder erhalten einen Bürgerpass und dürfen damit den ganzen Tag in der Stadt spielen, arbeiten und sogar Bürgermeisterin oder Bürgermeister werden. Dabei verdienen sie sich Hallörchen, die sie dann für Essen oder Geschenke oder andere schöne Dinge ausgeben können.
Neben dem Stadttheater bietet aber auch die freie Theaterszene jede Menge Angebote. Der Verein zur Förderung der freien Kulturlandschaft Halle beherbergt unter seinem Dach beispielsweise die Kinderkunstgalerie Nepomuk oder das Kinder- und Jugendtheater Bude e.V. Um die Bude gab es in den letzten Monaten rege Diskussionen. Eigentlich hat sie ihre Räumlichkeiten in der Hardenbergstraße. Doch seit einem Streit mit der Stadt um ausstehende Mietzahlungen und bauliche Mängel, ist die Zukunft der Bude ungewiss. Der Stadtrat und die Stadt stehen im ständigen Austausch mit dem Verein.
Doch neben dem Theater gibt es natürlich auch musikalische Räume, die von jungen Menschen entdeckt werden können. Neben den berühmten Händelfestspielen haben sich auch die Kinderhändelfestspiele etabliert. Es gibt ein Jugendblasorchester, viele Chöre und in diesem Jahr fand in Halle der Wettbewerb Jugend musiziert statt, dessen Abschlusskonzert am 29. Januar in den Franckeschen Stiftungen gewesen ist. Und im Mai diesen Jahres findet wieder das Internationale Kinderchorfestival statt.
Halle ist reich an kultureller Vielfalt. Nicht nur die Stadttheater, sondern auch die freie Kunst- und Kulturszene bietet ein großes Angebot von und für junge Menschen an. Ich kann hier unmöglich eine vollständige Aufzählung geben. Aber auf eine Sache kann ich hinweisen. Wenn wir dieses breite Angebot weiterhin haben wollen, dann müssen wir diese Projekte, Vereine und Initiativen unterstützen; nicht nur finanziell, sondern auch durch Räumlichkeiten für Proben, für Ateliers, zum Sich-Ausprobieren und natürlich für die Präsentationen und Aufführungen. Insofern ist es ein guter erster Schritt, dass die freie Kulturszene nun mit 500 000 Euro durch die Stadt unterstützt wird. Noch ungeklärt ist die Frage, wer über die angemessene Verteilung der Gelder entscheiden soll. Dem Kulturausschuss der Stadt soll das nicht zugemutet (oder gar zugetraut?) werden. Deshalb gibt es die Idee eines Beirates. Wie dieser besetzt wird, ist noch offen.
Aber auch Menschen außerhalb politischer und verwalterischer Tretmühlen können diese Projekte unterstützen, indem sie in ihre Theater, ihre Ausstellungen und ihre Konzerte gehen und somit zeigen, wie wichtig ihnen diese Vielfalt ist. Junge Menschen brauchen Möglichkeiten des kreativen Ausprobierens und Erlebens. Dafür ist die wertvolle Arbeit von freien Theatern, Tanzgruppen, Kinderzirkussen, Chören und Orchestern unerlässlich. Mit ihrer pädagogischen Arbeit leisten sie einen Beitrag zur Bildung jedes einzelnen Kindes. Und diese sollte uns allen am Herzen liegen.