In Berlin und (H)alle dabei – Grüne Halstücher gegen Macho-Kultur

Das Patriarchat ist ein Richter
Der uns verurteilt, weil wir geboren wurden
Und unsere Strafe
Ist die Gewalt, die du nicht siehst 
¹

Am 8. März ist wieder Frauentag. Dieser Tag erinnert an die durch die Frauenbewegung erkämpften Errungenschaften in Sachen Gleichstellung; Wahlrecht, Bildung, soziale Teilhabe usw. Uns Frauen geht es prima, oder? Die Mehrwertsteuer auf Damenhygiene-Artikel ist gesenkt worden, wir haben freie Berufswahl, das Gesetz Nein heißt Nein, Quoten (mehr oder weniger) und Förderprogramme (mehr oder weniger gut) und vieles mehr. Uns geht es bestens, oder? Da gibt es nichts mehr zu kämpfen, oder? Nein. Wir kämpfen immer noch um die Abschaffung der Paragraphen 218 und 219a. Bewegungen wie #MeToo, #Aufschrei und andere zeigen, dass Gewalt und Unterdrückung von Frauen immer noch ‚normal‘ ist. Wir haben immer noch einen Gender Pay Gap von 21 %.

Der Femizid
Ist für den Mörder straffrei
So ist es das Verschwinden
Und die Vergewaltigung ¹

In Ländern wie Lateinamerika kämpfen Frauen gegen ein Patriarchat, das sie in ‚Frauenberufe‘ (Textilbranche, Heimarbeit, Produktionsstätten) steckt, wo unterirdische Arbeitsbedingungen und Niedriglöhne vorherrschen. Alle 36 Stunden stirbt in Argentinien eine Frau an den Folgen häuslicher Gewalt. Täglich finden in ganz Lateinamerika 17 Morde an Frauen statt. Die Täter sind in 70 % der Fälle die Lebens-, Ex-Partner oder Verwandte. Aber der Staat investiert so gut wie nichts in Präventions- und Schutzmaßnahmen – lediglich 25 Cent je Frau. Täter kommen zu oft und zu milde davon.

Und es war nicht meine Schuld, nicht der Ort, an dem ich war, nicht das, was ich anhatte
Und es war nicht meine Schuld, nicht der Ort, an dem ich war, nicht das, was ich anhatte
Und es war nicht meine Schuld, nicht der Ort, an dem ich war, nicht das, was ich anhatte
Und es war nicht meine Schuld, nicht der Ort, an dem ich war, nicht das, was ich anhatte ¹

Argentinien. 2010. Nach einem Streit übergoss ein Mann seine Frau mit Benzin und zündete sie an. Die Tat fand Dutzende Nachahmer. Schon vor dem Mord gab es grausame Verbrechen an Frauen. Doch dieser Fall wurde zum Auslöser einer Protestbewegung. Argentinische Frauenrechtsgruppen kämpften darum, dass der Begriff Femizid (Tötung eines Menschen weiblichen Geschlechts) in der Öffentlichkeit und über die Medien präsent wurde. Sie kämpfen weiterhin dafür, dass Femizide juristisch und strafrechtlich nicht mehr länger verharmlost, sondern entsprechend schwer betraft werden.

Es sind die Polizisten
Die Richter
Der Staat
Der Präsident

Der unterdrückende Staat ist ein vergewaltigender Macho
Der unterdrückende Staat ist ein vergewaltigender Macho ¹

Argentinien. 2015. Eine schwangere 14-Jährige wurde von ihrem Freund ermordet. Daraufhin entstanden Frauenprotestbewegungen wie Ni una menos (Nicht eine weniger) oder Las Tesis in Chile, die sich zunächst in ganz Lateinamerika und dann auch in Europa verbreitete. Ihre Forderungen: Prävention und Schutz sowie die Beseitigung von Gewalt an Frauen, Frauenhäuser, kostenloser Rechtsbeistand, wirtschaftliche Gleichberechtigung und das Recht auf Abtreibung bzw. körperliche Selbstbestimmung.

Schlaf in Ruhe, unschuldiges Mädchen
Ohne dich um die Straßenräuber zu sorgen
Über deine süßen Träume
Wacht dein geliebter Polizist ¹

Als verbindendes Symbol dieser Frauenbewegung tragen Aktivist*innen und Unterstützer*innen ein grünes Halstuch. Ihre Kampfgesänge gehen in den sozialen Netzwerken viral und sorgen weltweit für Solidarität – auch in Deutschland.

¹ Text des Kampfliedes Der Vergewaltiger bist du