In Berlin und (H)alle dabei – Kann denn nicht wenigstens einer an die Kinder denken!?

Kann denn nicht wenigstens einer an die Kinder denken!? In einer schrecklich komischen gelben Zeichentrick-Familie gibt es eine Figur, die vermutlich von ihren Machern dazu beauftragt worden ist, nur diesen einen Satz zu sagen. Sie taucht als running gag immer wieder mal auf, wenn es Probleme in der Zeichentrickwelt gibt. Gehör findet sie selten. Das ist eine wirklich ironische Spiegelung der Realität, denn diese verzweifelt ausgerufene Frage kann man sich in Anbetracht der derzeitigen Bildungs- und Sozialpolitik von Bund und Land nicht oft genug stellen. Es gibt sogar mehr als nur eine:n, die:der an die Kinder denkt. Doch wie im Trickfilm, so finden auch jene kaum Gehör.

Derzeit sieht man meine Genoss:innen und mich in der Innenstadt von Halle Unterschriften sammeln. DIE LINKE. in Sachsen-Anhalt unterstützt gemeinsam mit Gewerkschaften, Elternräten und anderen Bündnispartner:innen das Volksbegehren Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunft geben! Nicht erst durch Corona ist klar, wie viel Arbeit Lehrkräfte, pädagogische Mitarbeiter:innen und Schulsozialarbeiter:innen an Bildungseinrichtungen wie Schulen leisten und doch wird gespart und gekürzt, was das Zeug hält. Die Folgen: Unterrichtsausfall, überarbeitete Lehrkräfte, immer größere Klassenverbände, marode Schulgebäude, veraltete Technik, massive Defizite in der Bildung und Förderung der nächsten Generationen. Das darf so nicht weitergehen! Darum zählt hier jede Unterschrift für ein erfolgreiches Volksbegehren. Die Landespolitik muss gezwungen werden, sich mit dieser Thematik ernsthaft zu beschäftigen und zu handeln. Wir Bündnispartner:innen fordern:

  • eine bedarfsgerechte Personalpolitik; heißt: mehr Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter:innen an den Schulen und zwar in ihrer Zahl gemessen und abhängig von den Schüler:innenzahlen

  • die dauerhafte Rücknahme der Bedarfskürzungen und gleichzeitig die Schaffung einer Reserve für die Unterrichtsversorgung (105%)

  • mindestens eine Verdopplung der Schulsozialarbeiter:innen an den Schulen

Leider, leider, leider machen der Kürzungswahn und die Sparmanie der Landesregierung auch vor den Kleinsten nicht Halt, denn auch in den Kitas des Landes sieht es mehr als düster aus. Kinder scheinen in den Augen der Regierungen keine systemrelevante Ressource darzustellen, oder wie soll man sich diese unsäglich verantwortungslosen Entscheidungen erklären? Die heute show hat unlängst in einem satirischen Beitrag die Prioritätensetzung der Bundesregierung auf den Punkt gebracht. In Zeiten von Krisen – und leider nicht nur da – wird lieber über einen Auto-Gipfel, über Abwrackprämien und Rettungspakete für Automobilkonzerne debattiert, statt über die Zukunft der Kinder und Jugendlichen, die eines Tages mal dieses Land mit neuen und innovativen Ideen mitgestalten werden. Aber dafür brauchen sie eine gute Bildung und eine frühe Förderung. Darum möchte ich in dieser Kolumne, und auch weil wir gerade mit einem Volksbegehren auf eine ähnliche Problematik hinweisen, auch auf einen Bereich aufmerksam machen, der genauso viel Unterstützung benötigt. Inspiriert von einer heute-show-Ausgabe wurde die Petition Kita-Gipfel statt Auto-Gipfel: Für einen bundesweiten Personalschlüssel jetzt! gestartet.

Auch Kitas leiden unter der Sparpolitik des Bundes. Personalmangel und seine Folgen sind sicht- und spürbar. Das hat die Kita-Leiterin Katharina Schröder aus Halle zum Anlass genommen, sich zur Wehr zu setzen und startete die bundesweite Petition. Sie will damit auf die Missstände in Kitas aufmerksam machen, die denen in den Schulen stark ähneln und fordert einen bundesweit einheitlichen Personalschlüssel, der die Relation zwischen Fachkraft und Kindern realistisch und bedarfsgerecht widerspiegelt, damit neben der unmittelbaren Kontaktzeit zu den Kindern, auch Zeit für Elterngespräche, Dokumentationen, Teamgespräche vorgesehen und angemessen berücksichtigt werden, aber eben auch Ausfallzeiten aufgefangen und ausgeglichen werden können.

Beide Unterschriftenaktionen sind eigentlich nicht auseinanderzudenken, denn sie benennen dasselbe Problem: Gute, hochwertige und gleichberechtigte Bildung, Förderung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen gelingt nur, wenn die Rahmenbedingungen optimal sind. Das weiß auch meine Fraktion und kämpft bereits seit Jahren für bessere Bedingungen in Schulen und Kitas. Dabei haben wir den Personalschlüssel und die Arbeitsbedingungen gleichermaßen im Blick wie die sozialen Komponenten, also beispielsweise die schrittweise Abschaffung der Kitagebühren, damit auch Kinder aus wirtschaftlich schwachen Familien einen Kitaplatz bekommen können, wo es dann auch ein unentgeltliches und warmes Mittagessen für jedes Kind geben soll. Darüber hinaus kämpft DIE LINKE. auch für die Abschaffung von Ausbildungsgebühren, die Einführung einer Mindestvergütung von Auszubildenden, höhere Löhne für Pädagog:innen, Erzieher:innen und Co. und die damit verbundene Aufwertung sozialer und pädagogischer Berufe.

Dafür brauchen wir, unsere Bündnispartner:innen und natürlich all jene, die von dieser unsäglichen Kürzungspolitik betroffen sind, volle Unterstützung. Unterschreibt, was das Zeug hält die Unterschriftenlisten für das landesweite Volksbegehren Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunft geben! und die bundesweite Petition Kita-Gipfel statt Auto-Gipfel: Für einen bundesweiten Personalschlüssel jetzt! Und nicht nur das! Teilt diese Aktionen mit Freunden, Verwandten und Bekannten, legt sie aus, sprecht an und schickt ausgefüllte Bögen an die jeweiligen Initiator:innen zurück.