Den „Datenfressern“ auf der Spur

Das Podium v.l.n.r.: petra Sitte, Frank Rieger und Constanze Kurz

Das Podium v.l.n.r.:  Petra Sitte, Frank Rieger und Constanze Kurz

Technologiepolitik kann ja durchaus eine staubtrockene Sache sein, die man nur schwer in allen Einzelheitendurchschaut. Dass es sich dabei aber um spannende und überaus wichtige Fragen unserer zukünftigen Gesellschaft handelt, konnte das gestrige Forum zu Datenschutz und digitaler Mündigkeit eindrucksvoll belegen.

Das spannende Forum zur digitalen Mündigkeit mit Constanze Kurz, Frank Rieger und Petra Sitte lockte gut 90 Gäste ins MMZ.

Auf Einladung von Petra Sitte waren Constanze Kurz und Frank Rieger vom Chaos Computer Club Berlin (CCC) in die Saalestadt gekommen, um ca. 90 Interessierte in die Grundlagen der digitalen Welt einzuweihen.

Besonderes Augenmerk lag dabei auf den sogenannten „Datenfressern“, großen Unternehmen wie Facebook und Google also, die mehr oder minder unkontrolliert riesige Datenmengen anhäufen. Warum genau sie dies eigentlich tun, haben die beiden Gäste in ihrem emphelenswerten Buch „Die Datenfresser“ ausführlich dargelegt und auch in der gestrigen Runde fehlte diese Frage selbstverständlich nicht. Die Antwort ist so simpel wie ernüchternd: weil sie damit Geld verdienen. Je mehr Daten wir Nutzerinnen und Nutzer auf deren Seiten hinterlassen, umso ‚wertvoller‘ sind die dahinter stehenden Unternehmen nämlich für Werbekunden. Für Frank Rieger, der schon seit 1990 einer der Sprecher des CCC ist, stellt dieses Prinzip die Basis der gesamten Internetökonomie dar.

Das bedeutet nun nicht, dass Suchmaschinen und soziale Netzwerke keine Erfindungen seien, die unser Leben potenziell bereichern können, findet auch Petra Sitte. Die Frage ist nur: Wie hoch kann der Preis für diese Bereicherung sein? Sollten nicht wir es sein, die entscheiden, welche Daten wir preisgeben und wofür sie dann verwendet werden? Sollte der Staat die Datenkraken wirklich einfach unbehelligt lassen, damit er im Zweifelsfall auf die vielen Informationen über die Bürgerinnen und Bürger zugreifen kann? In einer Zeit, in der sich die merkwürdigen Überwachungspraktiken der Geheimdienste immer wieder offenbaren eine beunruhigende Vorstellung . . .

Natürlich ist es an jeder Nutzerin und jedem Nutzer selbst, sich zu informieren und sein Handeln im Netz kritisch zu überdenken. Aber es ist selbstverständlich auch eine politische Auseinandersrzung um die gestalterische Macht im Netz. Die Politik ist gefragt bei der Setzung klarer Grenzen für den Datenhunger der Internetwirtschaft. Gerade die deutsche Politik hat großen Einfluss auf die Zustände im Netz, denn sie vertritt einen der wichtigsten Märkte überhaupt, wie Constanze Kurz verdeutlichte. Sie sitzt aus diesem Grund für DIE LINKE gemeinsam mit Petra Sitte in der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Bundestages.

In den nächsten Monaten und Jahren wird sich zeigen, ob der politische Wille zur Lösung wichtiger datenschutzrechtlicher Fragen im Netz auch bei den anderen Parteien vorhanden ist.

Hier finden Sie weitere Fotos der Veranstaltung.