Rede: Jetzt Energiewende einleiten, Fusionskraftwerke für morgen vorbereiten!

Redemanuskript zur Rede am 23. Februar 2024 zu TOP 28: Stärkung der Fusionsforschung

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Zur Klarstellung: Ich zähle nicht zu den Gegnern der Fusionsforschung. Aber eine Kritik teile ich doch – die ist auch schon mehrfach geäußert worden -: Fusionsenergie kann zur Bewältigung des Klimawandels aktuell nichts beitragen.

(Beifall bei der Linken und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Forschende rechnen erst nach 2045 mit einem Prototyp eines Fusionsreaktors, ganz zu schweigen von Fusionskraftwerken. Insofern wurde in der Ausschussanhörung ausdrücklich empfohlen, Ressourcen und Mittel auf eine erfolgreiche Energiewende zur Erreichung der Klimaziele zu konzentrieren.

Die Union will mit ihrem Antrag die Fusionsforschung fördern, allerdings ohne zusätzliche Mittel. Das bedeutet, dass sie zulasten dieses anderen Ziels gehen würde, und dazu hat Holger Mann alles Richtige gesagt; das muss ich nicht wiederholen.

(Beifall des Abg. Ruppert Stüwe (SPD))

Also die Frage an Sie: Wie soll das dann bitte gehen?

(Beifall bei der Linken und der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Was aber muss heute schon konzeptionell vorbereitet werden? Es muss klar sein, wie Fusionskraftwerke in ein System passen sollen, das bis dahin von Erneuerbare-Energie-Produktion dominiert wird. Dessen Systemdynamik wird hoch sein. Intelligente Netze werden die Einspeisung verschieden produzierter Energien ausbalancieren müssen. Das gilt auch für die Zuschaltung schnell regelbarer Kraftwerke – Kraftwerke, die zudem relativ geringe Kapitalkosten verursachen sollten.

Dazu zählen Fusionskraftwerke allerdings nicht. Diese sind kapitalintensiv, weil eben ihr Design und ihre Fertigung hochkomplex sind; man sieht das schon an den heutigen Maschinen. Es würde also die Energiepreise extrem hochtreiben, wollten wir diese Fusionskraftwerke schlicht zuschalten. Schon aus sozialen Gründen kann das niemand wollen: Für private Verbraucher und kleine oder mittlere Unternehmen wäre das schlicht nicht bezahlbar. Das wäre unverantwortlich.

(Beifall bei der Linken sowie bei Abgeordneten der SPD)

Dagegen sollten Fusionskraftwerke als autonome, also eigene Energieerzeuger in energetisch aufwendige Umwandlungsprozesse wie eben beispielsweise in der chemischen Industrie, bei Stahlherstellung, bei elektrolytisch hergestelltem Wasserstoff, bei der Entsalzung von Meerwasser oder eben auch bei der Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre integriert werden. Das muss man gemeinsam mit der Industrie vorbereiten. Ja – und da gebe ich Herrn Seiter recht -, das muss auf die Straße; das muss jetzt vorbereitet werden.

(Beifall bei der Linken)

Es handelt sich um kapitalintensive Prozesse. Dazu muss auch ein verlässlicher Rahmen geschaffen werden. Es müssen konkrete Wege aufgezeigt werden; es müssen konkrete Unterstützungen vorbereitet werden. Erfahrungsgemäß, wie man an so manchem Gesetzentwurf der letzten Jahre sieht – insbesondere der Ampel -, brauchen diese Prozesse gesellschaftliche Vorbereitung und Überzeugungskraft.

Vizepräsidentin Aydan Özoğuz:

 Sie müssen bitte zum Schluss kommen.

Dr. Petra Sitte (Die Linke):

Jawohl. – Und sie müssen dann auch von der Gesellschaft mitgetragen werden; denn es wird um erhebliche Steuermilliarden gehen. Deshalb sollten wir uns jetzt auf den Weg machen.

Besten Dank.

(Beifall bei der Linken sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)