„Die Fachhochschulen könnten mehr als sie derzeit dürfen. Sie sind wie die Universitäten eine elementare Säule des deutschen Hochschulsystems und keineswegs ‚Restschulen‘, die bei ihren Leisten bleiben müssen. Die Potenziale dieses immer noch neuen Hochschultyps sind längst nicht ausgereizt.“ So fasst Petra Sitte, Sprecherin für Forschungs- und Technologiepolitik, ihre Erkenntnisse aus dem gestrigen Fachgespräch zur Zukunft der Fachhochschulen zusammen. Im Mittelpunkt stand die Erweiterung ihrer Forschungsmöglichkeiten und schnell wurde eine klare Konfliktlinie deutlich.
Während der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Prof. Marquardt, und auch die stellvertretende Vorsitzende der DFG eher eine Konzentration der FHn auf ihre „natürlichen Stärken“, vor allem die Lehre, als sinnvoll erachteten und in dieser Position von den Abgeordneten der Koalition unterstützt wurden, haben die übrigen Sachverständigen klare Forderungen an die Politik adressiert. Fachhochschulen müssten endlich eine bessere finanzielle Ausstattung, die Möglichkeit zur eigenen Promotion und zur Erweiterung ihres eingeschränkten Fächerkanons erhalten.
Die starren Grenzen zwischen Universitäten und Fachhochschulen seien längst Geschichte, analysierte Prof. Dr. Müller-Bromley vom Hochschullehrerbund hlb. Dazu hätten nicht zuletzt die Bologna-Reform mit der Vergleichbarkeit der Abschlüsse, die neue einheitliche Professorenbesoldung sowie die Verankerung der gemeinsamen Promotion und der Forschung als originäre Aufgabe der Fachhochschulen in den Landeshochschulgesetzen beigetragen. Eine drittmittelstarke Fachhochschule werbe heute den gleichen Anteil ein wie eine entsprechende Universität.
Die Rahmenbedingungen hielten mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Eine FH-Professorin lehre mehr als doppelt so viel wie der Uni-Kollege und habe einfach keine Zeit für die Forschung. Zudem fehle der zum Forschen notwendige Mittelbau. Die Mittelausstattung, die Besoldung sowie die Betreuungsverhältnisse seien eben nicht konkurrenzfähig. „Der Enthusiasmus für die Wissenschaft wird den meisten frisch berufenen Fachhochschulprofessoren bereits in den ersten Monaten ausgetrieben.“ so Prof. Müller-Bromley. Entsprechend sieht die Bilanz von FH-Anträgen bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft aus. Lediglich 0,27 Prozent der über zwei Milliarden Euro umfassenden Forschungsförderung der DFG geht an Fachhochschulen – trotz bereits erfolgter Fortschritte. Zwei von 606 gewählten Fachkolleginnen und –kollegen kommen aus Fachhochschulen. Von der Exzellenzinitiative sind sie gleich ganz ausgeschlossen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Forschung an Fachhochschulen in einem eigenen Programm. Allerdings verteilen sich die 40 Millionen Euro jährlich auf über 200 antragsberechtigte Hochschulen. DIE LINKE hat in jedem Jahr eine Aufstockung dieses Programms beantragt und wurde damit regelmäßig von den entsprechenden Koalitionen gestoppt.
Petra Sitte verwies in ihrem Redebeitrag auf die spezifische Rolle der neuerdings als „Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ bezeichneten Einrichtungen: „Fachhochschulen sind wichtige Wissensspeicher für die regionale und überregionale Entwicklung, das haben wir gerade in Ostdeutschland beobachtet. Ohne Möglichkeiten zur Forschung kann weder die Zusammenarbeit mit der Praxis noch eine moderne Lehre gelingen.“ Sie verwies auf die Initiativen der rot-roten Koalitionen in den Ländern. In Sachsen-Anhalt konnte das Promotionsrecht für Fachhochschulen verankert werden, in Berlin wurde eine stattliche Expansion der FH-Kapazitäten über einen speziellen Strukturfonds erreicht.