Podiumsdiskussion „Mehr Frauen in die Kommunalpolitik“

Das Podium: sechs aktive Stadträtinnen aus Halle

Wie kann erreicht werden, dass sich mehr Frauen in der Kommunalpolitik engagieren?

Dieser Frage ging am vergangenen Dienstag eine Podiumsdiskussion in der „Weiberwirtschaft“ nach, zu der Dornrosa e. V. und der Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt geladen hatten. Dass es sich um ein reales Problem handelt, wenn kommunale Politik hauptsächlich von Männern gestaltet wird, war dabei leider nicht allen Beteiligten im Podium klar. Von der ein oder anderen Teilnehmerin wurde dieser Fakt mit einem „Das ist halt so. Frauen haben da einfach weniger Lust drauf“ abgetan.

Der hallesche Stadtrat besteht aktuell z. B. nur zu ca. 25 Prozent aus Frauen und liegt damit im glatten Durchschnitt des Landes. Petra Sitte machte in ihren Statements deutlich, dass es sehr wohl Auswirkungen auf die Arbeit der Gemeindevertretungen hat, wenn die „weibliche Perspektive“ unterrepräsentiert ist. Dadurch fehle es in erster Linie an den ganz spezifischen Erfahrungswelten von Frauen, die für alle Bereiche der Kommunalpolitik – von Stadtplanung über Kulturpolitik bis zur Jugendförderung – als fruchtbare Impulse wichtig wären.  Noch offensichtlicher wird dies mit Blick auf junge Mütter – sie kommen in den Gemeindevertretungen so gut wie gar nicht vor.  Zudem, darauf legte Petra Sitte Wert, entfalle für Frauen somit eine große Möglichkeit der Bildung eigener Netzwerke. Gerade in Zeiten, in denen Frauen in bestimmten Bereichen der Arbeitswelt noch immer diskriminiert würden, stelle kommunales Engagement eine Gelegenheit dar, eigene Netzwerke aufzubauen. (Mit Korruption und Vorteilsnahme hat das übrigens nichts zu tun. Vielmehr geht es eher um das Knüpfen von Kontakten und das Gewinnen von Informationen und Einblicken in Prozesse innerhalb der Stadt.)

Gibt es nun aber eine Lösung für das Problem? Es gibt sicher kein einzelnes Patentrezept, da waren sich alle Teilnehmerinnen einig. Allgemein müsse die Gewinnung von Engagierten mehr als bisher als Prozess betrachtet werden, warf Petra Sitte ein. Das sei jedoch nicht auf ein bestimmtes Geschlecht begrenzt. Zudem müsse man akzeptieren, dass es gerade für Frauen in bestimmten Lebensphasen – vor allem wenn Nachwuchs und Berufseinstieg zusammenfallen – so gut wie unmöglich, freie Kapazitäten für ein Engagement in Gemeinderäten zu finden.

Eine Zuschauerin erinnerte daran, dass dies auch schon anders war: Zu Beginn der 1990er Jahre hätten sich sehr viele junge Frauen auch  mit kleinen Kindern in der Stadtpolitik engagiert. Seitdem habe sich vor allem die Kommunalpolitik geändert, nicht so sehr die Frauen. Von der gestaltenden, problemorientierten Arbeit im Kommunalparlament sei nicht mehr viel übrig. Stattdessen ähnele der Rat eher einer Tretmühle, was viele Frauen abschrecke.

Vielleicht liegt hier einer der wesentlichen Schlüssel zur Lösung des Problems verborgen: Eine Rückkehr zu Sachpolitik und offeneren Strukturen, die eine Beteiligung in kommunalpolitischen Belangen nicht gleich zur Lebensaufgabe machen, könnten mehr Frauen für ein Engagement interessieren. Das käme letztendlich allen zugute …