In Berlin und (H)alle dabei [14]

Am 23. April 2016 wurde im Stadthaus von Halle der Mitteldeutsche Inklusionspreis verliehen. Dieser Preis zeichnet Einzelpersonen, Einrichtungen und Unternehmen aus, die sich für die Inklusi­on von Menschen mit Behinderung einsetzen und ihnen somit eine Teilhabe am Arbeits- und Ge­sellschaftsleben ermöglichen. Zu einer inklusiven Gesellschaft gehören auch ein barrierefreier Zu­gang zu öffentlichen Einrichtungen, genauso wie barrierefreie Wege und Gebäude.

Die UN-Behindertenrechtskonvention gibt klare Richtlinien vor, die umgesetzt werden müssen – von öffentlichen und privaten Einrichtungen. Menschen mit Behinderungen werden von vielen Din­gen ausgeschlossen, wenn sie keine barrierefreien Zustände vorfinden. Wie sollen sich Menschen mit Behinderung und auch ältere Menschen, die auch auf Barrierefreiheit angewiesen sind, ein Theaterstück ansehen, wenn sie beispielsweise die Treppen zum Eingang nicht bewältigen können und kein barrierefreier Gebäudezugang vorhanden ist? Wie sollen Blinde wissen, welche Straßen­bahn gerade vorfährt? Sie sind auf ihre Mitmenschen angewiesen. Doch wenn gerade niemand in der Nähe ist, was dann? Am 17. März 2016 hielt Katrin Werner im Bundestag dazu eine Rede. DIE LINKE fordert, dass nicht nur öffentliche Verwaltungen, sondern auch private Unternehmen dazu verpflichtet werden, sich an die UN-Behindertenrechtskonvention zu halten.

In einer schon länger zurückliegenden Rede für den Landesfrauenrat forderte ich unter anderem, dass auch Schutz- und Hilfseinrichtungen barrierefrei gestaltet werden müssen, damit zum Beispiel Frauen mit Behinderung, die von Gewalt oder Drogenproblemen betroffen sind, die gleiche Hilfe in Anspruch nehmen können wie Frauen ohne Behinderung.

Barrierefreiheit ist auch ein Schwerpunktthema der Fraktion DIE LINKE im Stadtrat Halle (Saale). Am Montag den 11. April 2016 war der Behindertenbeauftragte der Stadt Halle (Saale) zu Gast in der Fraktion. Herr Dr. Fischer berichtete von seiner Arbeit in Zusammenarbeit mit einem Arbeits­kreis, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern von Behindertenverbänden und Unternehmen. Dort überlegen sie gemeinsam, wie Barrierefreiheit in der Stadt umgesetzt werden kann. Die Stadt­rätin Ute Haupt setzt sich auch seit Jahren für eine barrierefreie Stadt ein und weiß, wie wichtig die­ses Thema ist:

„Barrierefreiheit muss in allen Bereichen und nicht nur im sozialen Bereich mitgedacht werden.“ (Ute Haupt, Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung).

Die Frage lautet: Wo damit anfangen? Herr Dr. Fischer und sein Arbeitskreis haben da schon eine Idee. Es könnte zum Beispiel mit der Homepage der Stadt begonnen werden. Denn die Arbeit an ei­ner barrierefreien Homepage wirkt sich auch auf die Arbeit der Stadtverwaltung aus. Wie kann eine barrierefreie Homepage aussehen? Das fängt schon bei der graphischen Gestaltung an. Die Textgrö­ßen müssen anpassbar sein, damit auch Menschen mit Sehschwächen sie lesen können. Es braucht ein verständliches und einfaches Bedienprogramm. Für die Verwaltung bedeutet das, ihre Doku­mente und Texte auch in leichter Sprache zur Verfügung zu stellen. Für blinde Menschen wären Formulare in Brailleschrift und eine Vorlesefunktion für Online-Texte eine große Erleichterung. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Anregungen zum Beispiel zur barrierefreien Gebäudege­staltung. Dazu gehören neben abgesenkten Gebäudeeingängen (Rampen etc.) auch Blindenleitsyste­me und rollstuhlgerechte Wege und Türen. Dies ist noch nur eine Idee für einen ersten Schritt; aber eine gute. Es gibt nämlich viel zu tun und wir wollen den Anfang machen. Darum hat sich mein Wahlkreisbüro-Team vorgenommen, zukünftig wichtige Texte meiner Homepage auch in einer Hör­fassung online zu stellen. Wir beginnen mit dieser Kolumne.

Danke an Radio Corax für die Bereitstellung der Studioräumlichkeiten.