Mitmachwerkstatt und solidarischer Frei-Raum – beim „Eigenbaukombinat Halle“ zu Gast

Blick in das Modellbau- und Lasercutter-Atelier Bildrechte: Eigenbaukombinat Halle e.V.

Blick in das Modellbau- und Lasercutter-Atelier (Quelle: Eigenbaukombinat Halle e.V.)

Makerspaces – ein Trend aus den USA, der auch nach Deutschland schwappt. Immer mehr Menschen wollen ein anderes Verhältnis zu alltäglichen Gegenständen, indem sie sie eigenhändig herstellen. Das klingt spannend und aus diesem Grund besuchte Petra das Eigenbaukombinat Halle e. V.

Der 2012 gegründete Verein bietet Mitgliedern und Interessierten die Möglichkeit in offenen Werkstätten zu basteln, zu reparieren und sich mit unterschiedlichen Werkstoffen zu beschäftigen. Wie der Name schon vermuten lässt, dreht sich alles ums Selbermachen. Spannend ist das Ganze aber auch, weil hier ein Freiraum geschaffen wurde, den die Mitglieder solidarisch gestalten, in dem sie sich gegenseitig bei Aufbau und Verwaltung unterstützen.

Damit diese Idee auch in der Praxis funktioniert, braucht es zum einen Geräte, die genutzt werden können. Diese werden oft von den Mitgliedern mitgebracht und allen zur Verfügung gestellt. Zum anderen braucht es Platz und den hat der Verein seit Januar 2013 auf 250 Quadratmetern in der Julius-Ebeling-Straße. Genau dort tauchte Petra ein in die Welt des Bastelns, Ausprobierens und Werkelns.

Neben der Holzwerkstatt, in der man den Umgang mit dem Werkstoff Holz erlernen kann (eine Fähigkeit, die in den Schulen heute oftmals nicht mehr erworben wird), finden sich im Eigenbaukombinat auch ein Fotostudio inklusive Entwicklungstechnik und ein Elektronik-Raum mit 3D-Drucker. Gerade um die letztgenannte, noch recht neue Technik entspann sich sogleich eine lebhafte Diskussion zwischen der Technologie- und Forschungspolitikerin a.D. und den Praktiker*innen des Eigenbaukombinats.

Gerade aus linker Perspektive ist dabei überaus spannend, wie die industrielle Produktion durch die Möglichkeiten des 3D-Drucks – im Grunde die technische Möglichkeit, viele Güter selbst zu produzieren – beeinflusst wird. Die Mitglieder des Eigenbaukombinats sind sich sicher, dass z.B. im Bereich der Entwicklung und der Herstellung von Prototypen durch 3D-Drucker eine kleine Revolution im Gange ist. Schon heute werden viele Prototypen schneller und kostengünstiger realisiert, die früher aufwendig hergestellt werden mussten. Wünschenswert wäre nun, dass breitere Bevölkerungsschichten Zugang zu und Kenntnisse über den 3D-Druck hätten. Dies könnte über Kooperationen mit Schulen oder der Universität sowie der stärkeren Förderung des Technikunterrichts in Lehrplänen realisiert werden – für die Förderung von technischem Verständnis und der breiten Partizipation am technisch Möglichen wären solche Schritte nur zu begrüßen.

Eine Form der öffentlichen Förderung der sinnvollen und gemeinnützigen Arbeit, die das Eigenbaukombinat betreibt, könnte die Bereitstellung günstiger kommunaler Räumlichkeiten sein. Denn im Moment sind die „Eigenbauer“ auf der Suche nach einem neuen, größeren Domizil, in dem die verschiedenen Werkstätten untergebracht werden können um weiterhin und noch intensiver handwerkliche Fertigkeiten zu schulen und kreatives Potenzial freizusetzen.