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Hallo und herzlich willkommen zum Podcast In Berlin und Halle dabei.
Am 20. März ist der Internationale Tag der Kinder- und Jugendtheater. Ist euch schon mal aufgefallen, wie viele schöne Projekte es für Kinder- und Jugendliche gibt? In Halle zum Beispiel gibt es einen Kinderzirkus. Der Zirkus Klatschmohn ist den Hallenserinnen und Hallensern sicher bekannt, denn sein großes buntes Zirkuszelt steht in der Nähe vom Steintor. Kinder können dort ihre akrobatischen Fähigkeiten ausprobieren, Zirkusfeste und Geburtstage feiern. In der Kinderstadt Halle an Salle können junge Menschen alle zwei Jahre auf der Peißnitzinsel ihre eigene Stadt gründen, Politik machen und Hallörchen verdienen. Erwachsene haben nur mit einem speziellen Visum Zutritt und müssen ansonsten im Elterngarten warten. Für angehende Malerinnen und Maler gibt es die Kinderkunstgalerie Nepomuk und Bühnenbegeisterte können zum Beispiel beim Kinder- und Jugendtheater Bude e.V. mitmachen. Dann dürfen wir natürlich nicht die vielen Chöre und Jugendorchester der Stadt Halle vergessen. In Musikwettbewerben und beim Internationalen Kinderchorfestival können Nachwuchsmusikerinnen und -musiker ihre Talente zur Schau stellen. Sogar bei den Händelfestspielen wird an die Kleinen gedacht. Sie haben ihre eigenen Kinder-Händelfestspiele ins Leben gerufen.
Halle ist eine Kulturstadt für Groß und Klein und bietet so viele schöne Projekte, die gar nicht alle genannt werden können. Sowohl städtische Theater und Institutionen als auch freie Kunstschaffende bieten diese Möglichkeiten an. Kinder und Jugendliche können ihre Projekte besuchen, den Vorstellungen, Lesungen, Konzerten und anderen Darbietungen lauschen oder eben auch selbst dabei sein und sich ausprobieren. Damit diese Vielfalt erhalten bleiben kann, braucht es Unterstützung für die freie Kulturszene. Neben einer finanziellen Ausstattung sind es auch Räumlichkeiten, die dringend benötigt werden. Denn ohne Ateliers, ohne Probenräume und Bühnen lässt sich keine Kunst machen – weder für noch mit jungen Menschen.
500 000 € will die Stadt Halle nun der freien Szene im Kulturhaushalt einplanen. Verteilt werden soll das Geld mit Hilfe eines Beirates. Wie der genau aussehen soll, wird noch diskutiert. Doch damit sind die Diskussionen noch nicht vorbei. Freie Künstlerinnen und Künstler brauchen Geld für ihre Projekte. Aber sie brauchen auch Geld zum Leben. Denn sie machen ihre Kunst nicht ehrenamtlich. Sie sind freiberufliche Künstlerinnen und Künstler und als solche entweder in freien Ensembles oder auch solo unterwegs.
„Seit Jahren nimmt die Zahl der Soloselbstständigen zu. Soloselbstständige sind Menschen, die allein arbeiten, keine Beschäftigten haben. Das sind vor allem Berufsgruppen wie IT-Fachleute, das sind Handwerkerinnen und Handwerker, das sind Leute, die in der Pflege arbeiten, oder eben auch in der digitalen Plattform Wirtschaft arbeiten. Und diese nehmen ebenfalls zu.“ (Petra Sitte, 3. März 2017).
Nicht nur Künstlerinnen und Künstler können Soloselbstständige sein, wie wir es gerade von Petra gehört haben. Soloselbstständige tauchen in verschiedensten Bereichen unserer Gesellschaft auf. Welche Schwierigkeiten sie haben, schauen wir uns mal näher an.
Stellt euch vor, ihr seid eine selbstständige Lehrkraft an einer Sprachschule. Ihr werdet im Rahmen eines vierwöchigen Sprachkurses für eine Projektbetreuung gebucht und erhaltet als Honorar 15 € pro gehaltene Unterrichtsstunde. Ihr sollt zwölf Unterrichtsstunden pro Woche halten. Dann bekommt ihr am Ende des Monats 720 €. Neben den gehaltenen Unterrichtsstunden müsst ihr euren Kurs noch vor- und nachbereiten. Das nimmt, sagen wir, ungefähr 24 Stunden pro Woche in Anspruch. Also pro gehaltene Unterrichtsstunde braucht ihr noch je eine Stunde Vor- und Nachbereitung, mindestens. Diese Zeit bekommt ihr nicht vergütet. Es bleibt bei den 720 €. Im schlechtesten Fall kann die Schule eure Material- und Fahrtkosten nicht übernehmen. Diese zieht ihr also vom Honorar ab. Ebenso müsst ihr eure diversen Versicherungen davon bezahlen; angefangen bei der Krankenversicherung, die für Selbstständige bei mehreren Hundert Euro liegt. Miete, Nebenkosten etc. kommen noch dazu. Bleibt etwas übrig von dem Geld? Wohl kaum.
Okay, jetzt sagt ihr, von einem Auftrag kann man ja auch nicht leben. Gut, dann nehmt ihr einen Zweiten oder besser noch einen Dritten mit hinzu – mit ähnlicher Vergütung. Vielleicht schafft ihr es so viele Aufträge pro Monat an Land zu ziehen, dass ihr alles davon bezahlen könnt und sogar noch etwas zum Leben übrig bleibt. Wie viele Aufträge bräuchtet ihr da? Und schafft ihr das wirklich jeden Monat? Habt ihr dazu die Kraft und die Kapazitäten?
Ihr könntet auch einfach mehr Honorar verlangen. Wir wäre es mit 50 € oder sogar 80 € oder 100 € pro Stunde – mindestens? Das wäre nämlich ein Stundensatz, mit dem ein selbstständig tätiger Mensch etwas anfangen könnte. Das zahlt doch keiner? Das ist viel zu teuer? Da haben wir das nächste Problem. Viele Selbstständige kommen in eine Zwangslage. Um überhaupt Aufträge zu bekommen, verkaufen sie sich unter Wert. Wer sich aber nach Wert verkauft, kann das Pech haben, keine Aufträge zu bekommen. Was tun? Keine Versicherungen abschließen, um Kosten zu sparen? Laut einer Studie des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung ist die Hälfte der Soloselbstständigen nicht versichert. Sie sorgen nicht für ihr Alter vor, sie sind bisweilen nicht einmal krankenversichert, weil sie es sich nicht leisten können.
„Im Jahre 1999 hat die rot-grüne Mehrheit hier im Haus das Gesetz zur Förderung von Selbstständigkeit verabschiedet. Das war die Geburtsstunde sozusagen, der sogenannten Ich-AGs. Seit Jahren wissen wir, dass nur aus ganz wenigen Gründungen aus der Zeit wirklich erfolgreiche Unternehmen entstanden sind. Gleichzeitig greifen aber immer mehr große Unternehmen nur zu gern auf Solo-Selbstständige zurück. Auf diese Weise sparen sie sich natürlich auch den Arbeitgeberbeitrag für die Sozialversicherung. Das führt zu immer mehr Scheinwerksverträgen und Scheinselbstständigkeit. Damit, meine Damen und Herren, muss endlich Schluss sein.“ (Sabine Zimmermann, 17. Februar 2017).
Selbstständigkeit lässt viel Freiraum zur Selbstbestimmung, aber das ist mit sehr viel harter Arbeit verbunden. Es ist toll, dass es viele kreative Menschen gibt, die ihre eigenen Chefs sein wollen und ihre Ideen verwirklichen möchten. Doch viele von ihnen haben einen prekären Weg gewählt. Sie arbeiten genauso viel (wenn nicht noch mehr) wie abhängig beschäftigte Menschen und wissen nicht immer, was der nächste Monat bringt oder wie sie von ihren Einkünften leben können. Krankheit und Urlaub sind Gewinnverluste, weil sie in der Zeit keine Aufträge erledigen können. Es gibt kein Urlaubs- oder Krankengeld. Manche Selbstständigen müssen mit Hartz IV aufstocken, obwohl sie beispielsweise sogar 40 Stunden pro Woche arbeiten. Das verdiente Geld reicht einfach nicht aus.
Für nicht selbstständig arbeitende Menschen gibt es den Mindestlohn. Und für Selbstständige?
„Von allen hauptberuflichen Solo-Selbstständigen insgesamt verdient ein Drittel nur 1100 Euro. Und zur Erinnerung – wir haben in dieser Woche schon einmal über Altersarmut gesprochen –: Die Armutsgrenze liegt bei 1033 Euro. Nennen wir es doch beim Namen: Selbstständigkeit zu solchen Bedingungen ist modernes Tagelöhnertum. Das muss abgeschafft werden.“ (Sabine Zimmermann, 17. Februar 2017).
Auch die Fraktion DIE LINKE. im Landtag von Sachsen-Anhalt treibt dieses Thema um. Im November letzten Jahres hat sie in Halle eine Veranstaltung zum Mindesthonorar organisiert und sich im Vorfeld mit verschiedenen Gruppen und Organisationen getroffen, um mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Sigrid Hupach, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag widmet sich gemeinsam mit ihrer Fraktion diesem Thema und debattiert über branchenspezifische Mindesthonorare. Dazu gab es am 10. März 2017 ein öffentliches Fachgespräch im Paul-Löbe-Haus in Berlin.
Neben der noch offenen Diskussion um ein Mindesthonorar steht für DIE LINKE. im Bundestag auf jeden Fall fest, dass die Krankenversicherungsbeiträge für Selbstständige am tatsächlichen Einkommen festgemacht werden sollten und die Künstlersozialkassen gestärkt werden müssen. So kann wenigstens auf diesem Gebiet einer Altersarmut entgegengewirkt werden und Selbstständige werden entlastet.
DIE LINKE. im Bundestag und im Landtag von Sachsen-Anhalt haben die Selbstständigen also im Blick und arbeiten an Lösungen für ihre Lage.
Kommen wir aber wieder zurück nach Halle. Denn auch Petra steht euch gern jederzeit für Fragen zur Verfügung. Am 3. April könnt ihr sie wieder persönlich treffen. Von 16:00 bis 18:00 Uhr veranstaltet sie im Linken Laden ihre EinwohnerInnensprechstunde. Am 5. April organisiert Petras Wahlkreisbüro gemeinsam mit den Wahlkreisbüros der Landtagsabgeordneten Henriette Quade und Swen Knöchel wieder das traditionelle Frühstück für jedermensch ab 10 Uhr im Linken Laden in der Leitergasse 4 in Halle. Dort könnt ihr mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Abgeordneten und auch mit Stadträtinnen und Stadträten ins Gespräch kommen.
Wer es lieber digital mag, schreibt einfach eine E-Mail an Petras Wahlkreisbüro unter petra.sitte.wk@bundestag.de oder an ihr Berliner Büro unter petra.sitte@bundestag.de. Weitere Informationen zu Veranstaltungen und Inhalten findet ihr auch auf Petras Facebook-Seite, auf ihrem Twitter-Account oder unter www.petra-sitte.de.
Bis zum nächsten Mal!